ICU-Rehab

From A2F to F2A


Newsletter September

Liebe Kolleginnen und Kollegen
 
Wir hoffen, dass es Euch allen gut geht.
Wir haben für Euch eine interessante Sammlung von neuen Studien zur Frührehabilitation, und den Newsticker mit Frühreha, Delir, Outcome und Sonstigem zusammengestellt.
 
Viel Spaß beim Lesen des Newsletters!
Sabrina & Peter


WEBINARE
 
04.09. Journal Club Deggendorf: Brennpunkt Neurologie – Veränderungen und Erkrankungen auf der Intensivstation
16.00-17.00
Link
 
04.09. DIVI Sektion Ethik: Zeitlich begrenzter Therapieversuch ("time-limited trial", TLT) auf der Intensivstation
18.30-19.30 Referent:innen: A Michaelen, G Neitzke, S Jöbges, U Münch. Bei DIVI
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11.09. Delir-Netzwerk
17:00-18:00 Implementierung in die Praxis
Link Kennwort: Fobi
 
24.09. DIVI Sektion Pflegeforschung: Prozessverantwortliche Pflege
17.00-18.00 Referentin L. Krüger. Bei DIVI
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30.09. Delir (Kooperation UKSH)
18.00-18.45 S. Krotsetis
Link Code "DIVI4Rehab"
 
 
STUDIEN
 
Inspiratorisches Muskeltraining: aber mit welcher Intensität?
Diaphragmaschwäche ist eine häufige Komplikation mechanischer Beatmung und mit einem reduziertem Weaningerfolg verbunden. Inspiratorisches Muskeltraining scheint einen positiven Einfluss darauf zu haben und ist entsprechend bei schwer weanbaren Patient:innen empfohlen. Allerdings sind die ideale Intensität und Modalität (Ausdauer, Kraft oder Mischform) nicht bekannt. Diese multizentrische, randomisierte kontrollierte Studie aus Frankreich untersuchte entsprechend die Auswirkungen unterschiedlicher Trainingsintensitäten bei schwer-weanbaren, kritisch kranken Patient:innen. Das primäre Outcome war die Veränderung der inspiratorischen Muskelkraft (MIP) von Studieneinschluss bis zum Weaningerfolg, sekundäre Endpunkte waren Extubationserfolg, die Dauer der mechanischen Beatmung, sowie ein inkrementaler Ausdauertest. Die Interventionen wurden mit einem Treshold Device jeweils zweimal täglich für 7d/Woche durchgeführt. Die Gruppe mit hoher Intensität führte 4 Sets mit jeweils 6 Inspirationen mit maximal-tolerierbarem Load, die Gruppe mit geringer Intensität jeweils 5min mit 30% des MIP und die mixed Gruppe 4 Sets mit 20 Inspirationen mit aufsteigender Load von 30-60% des MIP durch. Patient:innen wurden jeweils für das Training von der Beatmung getrennt. IMT wurde via Tubus durchgeführt (Tracheotomie war ein Ausschlusskriterium). Pausen zwischen zwei Sets waren jeweils 2 Minuten unter Beatmung. Insgesamt wurden 92 Patient:innen (628 IMT Sitzungen) nach durchschnittlich 8 Tagen Beatmung eingeschlossen. Es gab 6 unerwünschte Ereignisse (0.96%), wobei mehrere teilweise schwere Bradykardien – insbesondere in der Gruppe mit geringer Intensität, inklusive bei der MIP Messung – auftraten. Im Ergebnis gab keine signifikanten Gruppenunterschiede. Entsprechend scheinen alle drei Trainingsregime zielführend zu sein. Obwohl die Intervention wenige unerwünschte Ereignisse hatte, scheint eine intermittierende Intensität mit Pausen zwischen Sets sicherer. Die meisten Sitzungen endeten nach 3 Sets mit jeweils 50% des MIP, entsprechend scheint dies eine gute Zielintensität für regelmäßige IMTs zu sein bis weitere Evidenz verfügbar wird.
Réginault, T., Martinez Alejos, R., Coueron, R. et al.
Impacts of three inspiratory muscle training programs on inspiratory muscles strength and endurance among intubated and mechanically ventilated patients with difficult weaning: a multicentre randomised controlled trial. J Intensive Care 12, 28 (2024).
 
 
Frühmobilisierung nach Schädelhirntrauma
Patient:innen nach einem Schädelhirntrauma (SHT) haben oft längere, potentiell schädliche Immobilisationszeiten, um sekundäre neurologische Schäden zu vermindern. Diese randomisierte kontrollierte Studie mit 65 Patient:innen mit einem moderaten bis schwerem SHT untersuchte den Effekt von progressiv-aufbauender Frühmobilisation (IMS-Schema) versus Standardtherapie (aufrechte Bett-Aktivitäten). Kontraindikationen waren erhöhter Hirndruck (>22mmHg) oder penetrierende Verletzungen. Es wurden weiterhin nur kardiorespiratorisch stabile Patient:innen mit einem GCS zwischen 6-13 welche vorher selbständig waren eingeschlossen. Der primäre Outcome war der Perme ICU Mobility Score bei Krankenhausentlassung, sekundäre Outcome waren der motorische FIM und der skelettale Muskelindex. Insgesamt zeigte sich eine signifikant frühere Mobilisierung in der Interventionsgruppe (4 versus 13 Tage) ohne unerwünschte Ereignisse. Es gab signifikanten Gruppenunterschiede in den Outcomes (jedoch nicht über die Zeit), insbesondere auch eine verkürzte Aufenthaltsdauer auf der Intensivstation (8 versus 14 Tage) und der Beatmungszeit (5 versus 12 Tage) für die Interventionsgruppe. Die Resultate sind mit Vorsicht zu genießen, die Sample Size ist eher klein, es ist eine Single-Center Studie und der Perme ICU Mobility Score hat eine fragliche Validität (Verbindung von Adverse Events, Barrieren und Funktion). Insgesamt stimmen die Resultate jedoch zuversichtlich.
Yen, HC., Chuang, HJ., Hsiao, WL. et al.
Assessing the impact of early progressive mobilization on moderate-to-severe traumatic brain injury: a randomized controlled trial. Crit Care 28, 172 (2024).
 
Wache Bauchlage bei Covid-19?
Es ist bekannt, dass die wache Bauchlage die endotracheale Intubation bei Patienten mit COVID-19-bedingter akuter hypoxämischer respiratorischer Insuffizienz (ARI) verringern kann, definiert als Sauerstoffsättigung ≤93%, bzw. Horowitz <300 mmHg. Unklar ist jedoch, ob eine längere Anwendung zu besseren Ergebnissen führen kann. Um dies herauszufinden, wurden in 12 Krankenhäusern in China auf Intensiv-/IMC und Allgemeinen Stationen nicht intubierte Patienten mit COVID-19-bedingter ARI in einer (randomisierten) entweder einer verlängerten wachen Bauchlage (insgesamt >12h täglich über 7 Tage, inklusive möglicher Pausen) oder einer Standardbehandlung mit kürzerer Bauchlage zugewiesen. Primärer Outcome war die Intubation innerhalb von 28 Tagen nach Randomisierung, sekundäre Endpunkte waren Sterblichkeit und unerwünschte Ereignisse. Im Ergebnis wurden von 409 Patienten 205 der verlängerten wachen Bauchlage und 204 der Standardbehandlung zugewiesen. Die mediane Dauer der Bauchlage betrug 12 Stunden/Tag (IQR 12–14) in der Interventionsgruppe und 5 Stunden/Tag (IQR 2–8) in der Kontrollgruppe. Die Intubationsrate betrug 17% vs 27% in der Standardgruppe (relatives Risiko 0,62 [95%CI 0,42–0,9]). Das Hazard Ratio für Intubation lag bei 0,56 (0,37–0,86) und für Sterblichkeit bei 0,63 (0,42–0,96) zugunsten der verlängerten wachen Bauchlage. Eine Subgruppenanalyse belegt die Vorteile vor allem für ≤60-jährige Patient:innen. Unerwünschte Ereignisse waren in beiden Gruppen gering und ähnlich. Die Autor:innen schlussfolgern, dass eine verlängerte wache Bauchlage die Intubationsrate bei COVID-19-bedingter ARI ohne signifikante Schäden reduzieren kann. Einzuschränken ist, dass die Randomisierung offen war, d.h. die Forschenden wussten vorher, wer zu welcher Gruppe gehören würde; weiterhin wurden bei einem Großteil der Patient:innen die Bauchlage-Daten zT von anwesenden Familienangehörigen erhoben.
Liu L, Sun Q, Zhao H, et al.; Chi-ARDS Net (Chinese ARDS Research Network).
Prolonged vs shorter awake prone positioning for COVID-19 patients with acute respiratory failure: a multicenter, randomised controlled trial. Intensive Care Med. 2024 Aug;50(8):1298-1309. doi: 10.1007/s00134-024-07545-x
 
 
NEWSTICKER
Interessante Studien, für Dich kurz zusammengefasst…
 
REHABILITATION


Leitlinie: Die Deutsche Leitlinie zur Lagerung und Frühmobilisation ist nun auch auf Englisch publiziert. Die – hoffentlich bekannten – Empfehlungen beinhalten eine frühe, aufbauende Mobilisierung innerhalb von 72 Stunden! Schaller et al. (2024) Link
 
Ärzt:innen: Diese Umfrage in Saudi-Arabien mit 236 Ärzt:innen fand, dass nur gerade 48% der Befragten Frühmobilisationsbereitschaft von Intensivpatient:innen einschätzen konnten, zudem lehnten 60% eine Frühmobilisation trotz Indikation ab. Albarrati et al. (2024) Link
 
Dosierung: in dieser retrospektiven Beobachtungsstudie mit 2191 Patient:innen mit COVID-19 fand sich eine positive Assoziation von erhöhter körperlicher Rehabilitation (Therapiefrequenz & Mobilitätslevel) während des Intensivstationsaufenthaltes und einer verbesserten körperlichen Funktion bei Krankenhausaustritt. Mayer et al. aus den USA (2024) Link
 
TrachVest: Eine Weste zur Fixierung der Beatmung mit Tracheostoma wurde als positiv zur Förderung höherer Mobilitätslevel empfunden, möglicherweise erlaubt es eine sichere Mobilisation mit weniger Personal und hohem Patientenkomfort. Die Frage ist, ob sich einfachere, kostengünstigere Mittel wie ein Halstuch nicht gleich gut dafür eignen. Twose et al aus der UK (2024) Link
 
Schmerzmanagement: in einer Umfrage bei 92 Intensivpflegefachpersonen wurde deutlich, dass es im Schmerzmanagement immer noch Lücken im Wissen und der praktischen Anwendung gibt und dies nicht mit mehr oder weniger Berufserfahrung erklärt werden kann. Hamadeh et al (2024) aus Australien Link
 
VR zur Rehabilitation: eine Machbarkeitsstudie zur virtuellen Rehabilitation mit 20 Langzeitpatient:innen, die Virtual Reality Brillen trugen und Spiele wie Malen, Memory und Entspannungsübungen durchführten, erwies sich als machbar, mit hohem Spaßfaktor, sicher, mit wenigen technischen Problemen. Haghedooren et al (2024 aus Belgien Link

VR II: in einer weiteren Pilotstudie mit 18 Intensivpatient:innen, die VR-Brillen mit Entspannungsprogrammen testeten, konnte eine Reduktion von Angst und Schmerz festgestellt werden. Hat Potential. Locke et al (2024) aus den USA Link

Familie I: eine Pflege-gesteuerte familienzentrierte Intervention mit Leitlinien empfohlener emotionaler Unterstützung und regelmäßiger Kommunikation führte im Verleich zur normalen Versorgung bei 1.420 Patient:innen zu einer signifikanten Kostenreduzierung im Krankenhaus und reduzierter 6-Monats-Wiederaufnahmerate. Cluster-randomisierte Studie von Andersen et al (2024) aus den USA Link

Implementierung: auf einer Intensivstation konnte die Implementierung des ABCDEF Maßnahmenbündels durch die interprofessionelle Überwindung von lokalen Barrieren wie fehlendes Wissen und geringe Aufmerksamkeit in vier Monaten von 67% auf 95% gesteigert werden. QI Bericht von Guest et al (2024) aus den USA Link
 
Team: in einer Übersichtsarbeit mit 37 Studien wird deutlich, dass Frühmobilisierung eine Teamaufgabe ist. Zur Implementierung gibt es verschiedenen Strategien wie Meetings, Trainings, Protokolle, Sicherheitskriterien; Barrieren sind organisatorische Strukturen, Haltungen und Kompetenzen. Mukpradap et al (2024) Link
 
Fixierungen: von 647 allgemeinen Intensivpatient:innen wurden 40% mechanisch fixiert. Fixierung war mit einer erhöhten Mortalität, Morbidität, Agitation und anderen Faktoren assoziiert. Beobachtungsstudie von Cohen et al (2024) aus Israel Link
 
DELIR
 
Im Stillen leiden: „Die Dauer, die eine Person in hypoaktivem Delirium verbringt, ist mit einer höheren Sterblichkeitsrate, längeren Verweildauer, höheren Pflegekosten und höherer Raten an erworbener Demenz in den Monaten und Jahren nach einer kritischen Erkrankung assoziiert. Wichtig sind daher die frühzeitige Erkennung und Behandlung von hypoaktivem Delir, rechtzeitigen Diagnose, Umsetzung von Präventionsmaßnahmen, der Etablierung einer aktiven Kultur leichter oder keiner Sedierung und frühzeitiger Mobilität – kurz gesagt, einer wachen und aktiven Intensivstation“. Übersichtsarbeit von Kotfis et al (2024) Link
 
Delir 2.0: Das nächste Level im Delirmanagement besteht in individueller Ursachenforschung und spezifischer Behandlung der Ursachen. Review von Potter et al (2024) Link
 
Demenz nach Delir: die kumulative 5-Jahres-Inzidenz von Demenz bei 12.949 Patient:innen ≥65 Jahren mit Delir beträgt 31%! Kohortenstudie von Leigthon et al (2024) aus UK Link
 
Delir-Bildung: In 58 Krankenhäusern in Italien war die Prävalenz des Delirs in Krankenhäusern mit einer hohen Delir-Bildung doppelt so hoch wie in Krankenhäusern mit einer niedrigen Bildungsrate. Ornago et al 2024 Link
 
Delir-Bildung II: eine Übersichtsarbeit mit 42 Studien zu Bildungsmaßnahmen zum Delirmanagement inkl. Präsenzschulungen, e-learning, interprofessioneller Bildung verbessert allgemein das Wissen und die Haltung von Mitarbeitenden wie auch das Outcome bei Patient:innen. Lee et al (2020) Link
 
Pflegekonsil: die Implementierung eines Pflegekonsildienstes bei Delir war machbar und geeignet, Präventions- und Managementmaßnahmen umzusetzen, deutlich wurde aber auch, dass weniger als jedes 3. Delir in Arztbriefen überhaupt erwähnt wurde. Spank et al (2024) aus Deutschland Link
 
Delir & Covid-19: Die Delirinzidenz stiegt während der Covid-19 Pandemie auf Intensivstationen deutlich an, „aufgrund erhöhter Sedierung, Immobilisierung, Fixierung, Isolation und Besucherbeschränkungen“. Es ist an Zeit, daraus zu lernen. Statement von Potter et al (2024) Link
 
Screeningrate PICU: von 1.064 Kinder auf 6 pädiatrischen Intensivstationen wurden 74% zumindest einmal im Verlauf auf ein Delir getestet, bzw. 57% während aller 8.965 möglichen Tage. 64% der Kinder waren während ihres Verlaufs mindestens einmal positiv. Sekundäranalyse der PICU-UP Studie von Azanfirei et al (2024) aus den USA Link
 
 
OUTCOME

Long Covid I: Long Covid ist eine infektionsassoziierte chronische Erkrankung, die nach einer SARS-CoV-2-Infektion und mindestens 3 Monate lang als kontinuierlicher, schubweise verlaufender oder progressiver Krankheitszustand auftritt, dabei können ein oder mehrere Organsysteme mit diversen Symptomen betroffen sein. Neue Definition von Expert:innen und Patient:innen. Ely et al. (2024) Link
 
Long Covid II: Ein sehr übersichtliches, narratives Review über die aktuelle Datenlage, Prävalenz (2%), Risikofaktoren, Langzeitfolgen und erhöhte Risiken bei Reinfektion, Diagnose und Befund, aktuellen Behandlungsmöglichkeiten (v.a. symptombasiertes Pacing) und Prävention. Ein Must-Read für alle welche sich mit Long Covid beschäftigen. Greenhalgh et al. (2024) Link
 
Muskuloskelettale Folgen: In dieser prospektiven Beobachtungsstudie (n=254) gaben 59% der Überlebenden (> 48h Intensivstation) ein neues Problem mit dem Bewegungsapparat an, wobei die Schulter (34%), LWS (23%), Knie (19%) am häufigsten betroffen waren. Patient:innen mit muskuloskelettalen Problemen waren viermal weniger körperlich aktiv und stürzten dreimal häufiger als Patient:innen ohne. Gustafson et al. aus England (2024) Link
 
Langzeit-Krankenhausaufenthalte: Jede 4. von 5 erwachsenen Personen mittleren oder höheren Alters starb oder hatte schwere Beeinträchtigungen (funktionell, kognitiv oder beides) innerhalb von 2,5 Jahren des Krankenhausaufenthaltes. Amerikanische Kohortenstudie Jain et al. (2024) Link
 
PICS Ambulanz: Bei 77 Intensivpatient:innen mit Intensivaufenthalt ≥7d konnte in der Vorstellung in einer PICS Ambulanz nach 6 Monaten und Nachsorge bis zu 12 Monaten und ein sehr heterogener Verlauf festgestellt werden; die PICS Ambulanz wurde sehr begrüßt. Maurer et al (2024) aus der Schweiz Link
 
ICUAW: Ein systematisches Review mit 25 Studien identifizierte die häufigsten Prädiktoren, als die Dauer der mechanischen Beatmung, das Alter, der APACHE II-Score, die Laktatwerte und die Dauer des Aufenthalts auf der Intensivstation. Alle Studien hatten ein hohes Risiko für Verzerrungen. Zhou et al. (2024) Link
 
Driving Pressure: In der Analyse von 13 RCT mit 3.401 postoperativen Patient:innen zeigte eine Beatmungssteuerung anhand des Driving Pressures im Vergleich zu anderen Strategien mit geringer bis moderater Sicherheit eine reduzierte Inzidenz postoperativer pulmonalen Komplikationen, allerdings nur bei nicht-kardiochirurgischen Patient:innen. Bei kardiochirurgischen Patient:innen war der Effekt nicht nachzuweisen. Meta-Analyse von Gun at al (2024) Link  
 
Bewusstsein: Übersichtsarbeit zu pharmakologischen Therapien zur Wiedererlangung des Bewusstseins mit Diskussion von Ursachen, Wirkungsweisen, Zielen und zukünftigen Entwicklungen. Trotz limitierter Evidenz interessant mit vielen Pros und Cons. Barra et al (2024) Link
 
Anwesenheit Familien bei CPR: die Anwesenheit von Familien bei kardiopulmonalen Reanimationen kann die psychische Gesundheit der Familien verbessern und die Risiken für PTBS senken, allerdings müssen die Voraussetzungen und Kompetenzen dafür geschaffen werden. Übersichtsartikel von Hahn (2024) Link
 
Sexuelle Dysfunktion: Die Prävalenz sexueller Dysfunktion liegt in der allgemeinen Bevölkerung bei 35%. Nach einer Meta-Analyse von 39 Studien aus 16 Ländern mit 44.107 Mitarbeitenden aus der Gesundheitsversorgung liegt die Prävalenz bei 49,6%, am höchsten mit 56,3% bei Pflegefachfrauen und bei Mediziner:innen bei 37,6%. Stoff zum Nachdenken, es redet nur keiner drüber. Chen et al (2024) Link
 
 
 
GEMISCHTES
 
High-Flow & Schlucken: Diese Übersichtsarbeit zeigte widersprüchliche Ergebnisse, mit positiven und negativen Auswirkungen einer High-Flow-Therapie auf die Schluckfunktion. Gesundheitsfachpersonen sollen bei Entscheidungen über die orale Ernährung bei Patient:innen mit akutem Atemversagen mit Vorsicht vorgehen und patientenspezifische Faktoren berücksichtigen. Crimi et al. (2024) Link
 
Dyspnoemanagement: betrifft das ganze multidisziplinäre Team, es soll zwischen krankheitsbedingter oder behandlungsinduzierter Dyspnoe unterschieden werden, wobei gezielte körperliche Aktivität, Lagerung, Tiefenatmungstechniken, funktionelle Bewegung und psychologische Unterstützung eingesetzt werden sollen. Sanger et al. (2024) Link
 
VAP: die Diagnosestellung einer Ventilatorassoziierten Pneumonie kann aufgrund der Komplexität und Heterogenität der Ursachen und Ansätze eine Herausforderung sein. Einen Überblick verschaffen Howroyd et al (2024) Link
 
Schmerz und Unwohlsein: bei 13 leicht sedierten, intubierten Intensivpatient:innen, die während 71 Routine-Pflegemaßnahmen zu Schmerz (BPS) und Unwohlsein (VAS) befragt worden sind, zeigten sich auf beiden Skalen Werte zwischen 4-6. Schmerz und Unwohlsein können zusammenauftreten und von Mitarbeitenden verwechselt werden, deshalb ist ein getrenntes Nachfragen empfehlenswert. Beobachtungsstudie von Ashkenazy et al (2024) aus Israel Link
 
Polypharmazie: Die Prävalenz der Polypharmazie bei Patient:innen ≥60 Jahren liegt weltweit bei rund 39,1%, basierend auf Meta-Analyse inkl. 122 Studien und 57.328.043 Patient:innen. Risikofaktoren ≥70 Jahre, Leben in entwickelten Regionen, Pflegeheime. Sollte bei der Aufnahme auf Intensivstation berücksichtigt werden. Wang et al (2024) Link
 
Bauchmassage: Kleiner RCT mit 130 Patient:innen und 3 Gruppen, zeigt dass eine Bauchmassage abdominale Symptome wie GRV, Blähungen, Erbrechen, Stuhlgang reduzieren und Komfort fördern könnte. Möglicherweise eine einfache Maßnahme, welche öfters eingesetzt werden könnte, wenn auch die Datenlage noch sehr unsicher ist. Turan et al. aus der Türkei (2024) Link
 
Öffentlichkeitsarbeit: Kampagnen, um auf Erkrankungen aufmerksam zu machen, sind erfolgreich, allerdings sollten die Botschaften ausgewogen im Hinblick auf Vor- und Nachteile sein, außerdem sollte die Unterstützung durch die Industrie klar erkennbar sein. Survey von Johansson et al (2024) Link
 
Tracheotomie-Team: Ein Qualitätsverbesserungsprojekt in der UK mit wöchentlichen multidisziplinären Visiten, interprofessionellen Champions und regelmäßiger Weiterbildung hat die Rate von unerwünschten Ereignissen kontinuierlich über 5 Jahre gesenkt. Twose et al. (2024) Link
 
Physiotherapie-Ausbildung: Physiotherapeut:innen benötigen spezifisches Fachwissen und Kompetenzen zur Arbeit auf einer Intensivstation. Eine neue Checkliste gibt dabei einen Überblick über benötigte Kompetenzen. Perme et al. (2024) Link
Anmerkung: Kompetenzen alleine reichen möglicherweise nicht aus, es braucht auch praktische Erfahrungen und Fähigkeiten. Editorial Twose & Eggmann (2024)
Link
 
NIHSS: die Deutsche Schlaganfallgesellschaft bietet für Ärzt:innen, Therapeut:innen und Pflegefachpersonen einen online Kurs für die Anwendung der National Institute of Health Stroke Scale (NIHSS) an: Link
 
Psycholog:innen auf ICU: in Frankreich gibt es seit 2022 ein Gesetz zur Anwesenheit von Psycholog:innen auf Intensivstationen. Ein Survey dieser Profession zur ihren Tätigkeiten ergab ein heterogenes, buntes Bild von Arbeitsverhältnissen, Aufgaben, Verantwortungen, Methoden und Adressaten (Patient:innen auf und nach ICU, Familien, Mitarbeitende). Das gibt Hoffnung für Deutschland. Landbeck et al (2024) Link
 
Das Team kennen: nach der Analyse von 72.210 Schichten mit 4.292 beatmeten Intensivpatient:innen auf 5 Intensivstationen wurde deutlich, dass die Mortalität, Beatmungsdauer und die Anwendung eines Weaningversuchs signifikant besser waren, wenn es Schichten gab, in denen das Team einander kennt (Medizin, Pflege, Atmungstherapie); einschränkend waren die Effekte zwar nachweisbar, aber gering (bis auf Weaningversuch). Dürfen wir immer noch Personal hin und herschieben? Costa et al (2024) aus den USA Link
 
Resilienz für Fachpersonal: Podcast kollegiale Hilfe in belastenden Situationen von PSU Akut e.V. Link
 
 
LEITLINIEN / POSITIONSPAPIERE
 
Neue Dts. Leitlinie Polytrauma (07.2024): Link
 
Neue Dts. Leitlinie Chronische Wunden (11-2023): Link
 
Positionspapier DIVI & DGF: Interprofessionelle Handlungsfelder der Pflegefachpersonen in der klinischen Akut- und Notfallmedizin (06-2024): Link
 
 
 
Was wir nicht erwähnt haben: zugegeben, die Auswahl der hier berichteten Studien ist willkürlich und interessiert Euch hoffentlich. Dennoch gibt es in jedem Newsletter Studien, die wir bewusst nicht erwähnen, weil sie u.a. im Volltext in uns fremden Sprachen, in umstrittenen Fake-Science-Verlagen, mit fragwürdigen Methoden, Ergebnissen oder Schlussfolgerungen oder aus ähnlichen Gründen publiziert worden sind.
Aber auch wir lesen nicht alles: sollten wir eine erwähnenswerte Studie übersehen haben, so sind wir dankbar für einen Hinweis!
 
 
Bleibt in Bewegung und bleibt gesund
Im Namen der DIVI Sektion Intensivmedizinische Frührehabilitation grüßen
Sabrina Eggmann & Peter Nydahl
 
 
 
Dr. Sabrina Eggmann, Physiotherapeutin, MSc, Institut für Physiotherapie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Schweiz, bzw. Monash University Melbourne, Australien
 
PD. Dr. Peter Nydahl, GKP, BScN MScN, Pflegeforschung und -entwicklung, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Deutschland
 

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