ICU-Rehab

From A2F to F2A


Newsletter April 2025

Liebe Kolleginnen und Kollegen

Wir hoffen, dass es Euch allen gut geht.
Wir haben für Euch wie immer eine vielfältige Zusammenfassung von neuen Studien zur Frührehabilitation und den Newsticker zusammengestellt.

Viel Spaß beim Lesen des Newsletters!
Marina, Sabrina & Peter


STUDIEN

Frühmobilisation auf der kardiologischen Intensivstation

Frühmobilisation nach einem kardiologischen Eingriff hat eine ziemlich gute Evidenzlage. In dieser Studie haben die Autor:innen von Kanada untersucht, wie Frühmobilisation im Alltag gelebt wird. Dazu haben sie an vier Tagen während 16 Stunden alle 15 Minuten, Mobilisationsmodus, Lokalität und Unterstützung aufgezeichnet. Solche Studien sind wichtig um die aktuellen Praxen aufzuzeigen und Lücken in der Implementierung zu finden. Das Mobilisationsprotokoll der lokalen Intensivstation sah vor ab dem ersten postoperativen Tag zu gehen und ab dem 3. Tag 12 Treppenstufen zu besteigen.
An vier Tagen (zwei Wochentagen, ein Samstag und ein Sonntag) wurden insgesamt 1342 Mobilisations-Beobachtungen gesammelt: 487 zum Modus, 485 zur Lokalität und 370 zur Unterstützung. Das Sitzen auf einem Stuhl wurde bei 430 von 487 Beobachtungen aufgezeichnet, 10-mal häufiger als jede andere Art der Mobilität – obwohl das Protokoll ein „Gehen“ vorsah. Die Mobilität innerhalb des Zimmers auf der Intensivstation wurde in 448 von 485 Beobachtungen festgestellt. Die Unterstützung der Familie bei der Mobilität wurde bei 178 von 370 Beobachtungen festgestellt. Der häufigste Zeitblock für die Mobilisierung zwischen 06.30 bis 10.30, mit 488 von 1342 Beobachtungen. Physiotherapeut:innen waren kaum involviert in die Mobilisation, was das tiefere Level erklären könnte, allerdings sind postoperative Mobilisationen oft unkompliziert. Pflegefachpersonen spielen definitiv eine wichtige Rolle in der praktischen Umsetzung da sie insbesondere auch 24-Stunden vor Ort sind. Erfreulich ist auch der Einbezug der Familie, ein Thema das bis heute noch nicht gut recherchiert ist. Das Protokoll sah insbesondere vor die Familie „einzuladen, auszubilden und zu unterstützen“ – ein guter Ansatz auch für DACH Länder.

Phillips EK, Dave MG, Ashe MC, Schultz ASH, O'Keefe-McCarthy S, Arora RC, Duhamel TA.
Mobility in a cardiac surgery intensive care unit: A behaviour mapping study. Intensive Crit Care Nurs. 2025 Apr;87:103918.



Frühmobilisierung zur Delirprävention
Das Delir ist eine häufige und schwerwiegende Komplikation bei kritisch kranken Intensivpatient:innen. Ziel der vorliegenden Übersichtsarbeit war es, zu untersuchen, ob eine frühzeitige Mobilisation das Auftreten von Delir bei dieser Patientengruppe senken kann. Zhou et al. (2025) führten dazu eine systematische Literaturrecherche in den Datenbanken PubMed, Embase und Cochrane Library bis zum 2. März 2024 durch. Insgesamt wurden 18 Studien mit 3.923 Patient:innen in die Meta-Analyse eingeschlossen. Die Ergebnisse zeigen, dass frühzeitige Mobilisation das Risiko für die Entwicklung eines Delirs signifikant senken kann (Odds Ratio 0,65; 95
%KI: 0,49–0,86; p = 0,003). In zwei Studien zeigte sich allerdings kein signifikanter Einfluss auf die Dauer des Delirs. Besonders wirksam war die Maßnahme in Studien mit moderater methodischer Qualität, in vor 2018 publizierten Arbeiten sowie in vorher-/nachher-Studien. In späteren Studien, die nach 2018 veröffentlich worden sind, konnten nicht mehr signifikante Verbesserungen erzielt werden, was an der heute allgemein verbesserten Routineprävention und -therapie und der vermehrten Frühmobilisierung liegen könnte – siehe Coolens unten. Als Limitationen nennen die Autor:innen eine moderate Heterogenität der eingeschlossenen Studien, methodische Unterschiede sowie Unsicherheiten bei der Bewertung des Bias. Offene Forschungsfragen betreffen u.a. die optimale Intensität, den Zeitpunkt und die Einbindung der Mobilisation in multimodale Behandlungskonzepte und auch die Risiken einer überdosierten Mobilisierung auf ein Delir. Die Autor:innen schließen, dass frühzeitige Mobilisation eine vielversprechende, nicht-medikamentöse Strategie zur Delirprävention auf Intensivstationen darstellt. Die Studie liefert wichtige Impulse für die intensivmedizinische Versorgung in Deutschland, insbesondere im Hinblick auf eine strukturierte Frührehabilitation kritisch kranker Patient:innen.
Zhou L, Xie F, Zeng Y, Xia X, Wang R, Cai Y, Lei Y, Xu F, Li X, Chen B.
Preventive effects of early mobilisation on delirium incidence in critically ill patients: systematic review and meta-analysis. Med Klin Intensivmed Notfmed. 2025 Mar 14.

Prähabilitation
Die Vorbereitung von Patient:innen auf größere Operationen durch gezielte Maßnahmen – sogenannte Prähabilitation – gewinnt zunehmend an Bedeutung und ist zT in dem Kontext des ERAS Konzeptes (Early Rehabilitation After Surgery) bekannt. Die Forschungsfrage dieser Übersichtsarbeit lautete, welche Komponenten (z.
B. Bewegung, Ernährung, psychosoziale oder kognitive Interventionen) in welcher Kombination die besten Effekte auf postoperative Komplikationen, Aufenthaltsdauer, Lebensqualität und körperliche Erholung haben. McIsaac et al. (2025) führten dazu eine systematische Literaturrecherche mit Netzwerk- und Komponenten-Metaanalysen in Medline, Embase, PsycINFO, CINAHL, Web of Science und der Cochrane Library durch. Insgesamt wurden 186 randomisierte kontrollierte Studien mit 15.684 Teilnehmenden eingeschlossen. Die Ergebnisse zeigen, dass insbesondere bewegungsbasierte Interventionen – allein oder in Kombination mit Ernährung – postoperative Komplikationen, Aufenthaltsdauer und Erholung verbessern können. Auch multimodale Programme mit Bewegungs-, Ernährungs- und psychosozialen Anteilen erwiesen sich als vielversprechend. Die Evidenz für einzelne psychosoziale und kognitive Maßnahmen war jedoch begrenzt. Die Autor:innen heben die methodischen Schwächen vieler Studien hervor (z.B. fehlende Verblindung, geringe Präzision) und fordern hochwertige multizentrische Studien mit patientenrelevanten Endpunkten. Insgesamt liefert diese Arbeit wichtige Hinweise darauf, wie sich Patient:innen durch strukturierte Maßnahmen besser auf Operationen vorbereiten lassen; siehe auch D’Amico unten.
McIsaac DI, Kidd G, Gillis C, Branje K, Al-Bayati M, Baxi A, Grudzinski AL, Boland L, Veroniki AA, Wolfe D, Hutton B.
Relative efficacy of prehabilitation interventions and their components: systematic review with network and component network meta-analyses of randomised controlled trials. BMJ. 2025 Jan 22;388:e081164


NEWSTICKER
Interessante Studien, für Dich kurz zusammengefasst…

REHABILITATION

Cochrane Review: Physikalische Rehabilitation mit einer Mischung aus verschiedenen Behandlungskomponenten stellt wahrscheinlich die Funktion und Mobilität nach einem Schlaganfall wieder her. Eine zusätzliche körperliche Rehabilitation, die als Ergänzung zur „normalen“ Rehabilitation durchgeführt wird, kann zusätzliche Vorteile bringen. Physikalische Rehabilitationsansätze, die sich insbesondere auf das Training funktioneller Aufgaben konzentrieren, können sinnvoll sein. Todhunter-Brown et al. (2025) Link


Prähabilitation: in einer Analyse von 29 RCTs mit insgesamt 3.508 Patient:innen erwies sich eine Prähabilitation zu Hause im Vergleich zur üblichen Versorgung als vorteilhaft für die Reduzierung von postoperativen Komplikationen und die Verweildauer im Krankenhaus. D’Amico et al (2025) Link

Bettfahrrad: Diese Meta-Analyse mit 32 RCTs (n=3052) fand dass eine Kombination aus Bettfahrradfahren und Rehabilitation zu einer signifikanten Verkürzung der Verweildauer auf der Intensivstation und im Krankenhaus, der Dauer der mechanischen Beatmung und zu einer Verbesserung des Funktionsstatus im Vergleich zur Rehabilitation führte. Pazo-Palacios et al. (2025) Link

Sauerstoffverbrauch: 29 Frühmobilisationssitzungen von 10 kritisch kranken Personen zeigten einen signifikanten Anstieg des Sauerstoffverbrauchs während der Frühmobilisation, wobei dies stark zwischen und innerhalb der Personen variierte. Entsprechend ist eine stetige Überwachung wichtig. Jenkins et al. aus der UK (2025) Link

Weaning: in der Analyse von 6 RCTs mit 1278 Patient:innen führten Weaningprotokolle durch Pflegefachpersonen im Vergleich zum Weaning durch Ärzte/Ärztinnen anhand subjektiver Entscheidung zu einer signifikanten Reduzierung der Beatmungsdauer, ohne einen signifikanten Einfluss auf die Re-Intubationsrate oder Mortalität. Lin (2025) Link

Adipositas: Physiotherapie im ICU/IMC-Setting bietet per se schon große Herausforderungen. Neben dem Fachwissen bezüglich Atemphysiotherapie, Bewegungstherapie und Frühmobilisation sind die Kenntnisse über intensivmedizinische Maßnahmen (inklusive Beatmung) immanent wichtig. Bei schwer adipösen ICU-Patient*innen steigert sich der Aufwand im Rahmen der Frührehabilitation für alle beteiligten Berufsgruppen im interprofessionellen Team um ein Vielfaches.In diesem Artikel werden die Schwierigkeiten, Herausforderungen aber auch Lösungsstrategien in der physiotherapeutischen Behandlung von akut kranken adipösen Patient*innen beleuchtet. Nessizius et al. (2025) Link

CPAx & Hause: In dieser retrospektiven Studie wurden 33% aller mechanisch beatmeten Patient:innen direct von der Intensivstation nach Hause entlassen. Diese waren insgesamt deutlich jünger (44 versus 57 Jahre), weniger schwer krank (APACHE II score) und weniger lange beatmet (2 versus 4 Tage), auch die CPAx Werte waren significant besser (48 versus 38 Punkte). Amada et al. aus der UK (2024) Link

CPAx & Protein: In dieser retrospektiven Studie mit 531 Langzeit-Patient:innen war eine Proteindosis von 1,2-1,5 g/kg/Tag mit einer besseren Funktionsfähigkeit (CPAx) bei Entlassung aus der Intensivstation verbunden gegenüber tieferen oder höheren Dosen. Interessant die Studie hat “Erwachen” als CPAx Score von >10 interpretiert. Araújo et al. aus Kanada (2024) Link

Studienprotokoll: Die randomisierte kontrollierte PHONEIX Studie untersucht den Effekt von einer optimierten Ernährung in Kombination mit früher körperlicher Rehabilitation direkt nach Entlassung von der Intensivstation. Spannender und wichtiger Ansatz aus der UK von McWilliams et al (2025) Link

Familienintegration: die Integration von Familien in den Prozess der Frührehabilitation und -mobilisierung kann mit einem Fragebogen im Vorfeld evaluiert werden. Mukpradab et al (2025) aus Australien Link

Familien: Familien auf Intensivstationen sind hoch vulnerabel und bedürfen der Fürsorge. Übersichtsarbeit von Hoffmann et al (2025) Link

Familienintegration: es wurde ein Assessment entwickelt, um die Familienintegration aus Sicht der Familie zu untersuchen: FAME. Kifell et al (2025) aus Kanada Link

VR & Schlaf: bei 96 Intensivpatient:innen verbesserte eine 20-minütige VR-Meditation vo dem Einschlafen im Vergleich zur üblichen Versorgung zwar die Schlafqualität, aber nicht die objektive Schlafdauer. Kim et al (2025) aus Südkorea Link

PICS: hier ist eine deutschsprachige Zusammenfassung der Leitlinie zum Post Intensive Care Syndrom, übrigens in der Zeitschrift für Allgemeinmedizin erschienen, um auch Hausärzte/ärztinnen über PICS zu informieren. Renner et al (2025) Link


DELIR

Enzephalopathie: Behandlung der schweren akuten Enzephalopathie auf der Intensivstation: eine Expertenkonsenserklärung der französischen Gesellschaft für Intensivmedizin. Sonneville et al (2025) Link

DACH-Prävalenz: Die Prävalenz von Delirien auf allgemeinen Stationen, Notaufnahmen, Rehabilitationszentren und Pflegeheimen in Deutschland, Österreich und der Schweiz lag 2023 auf 172 Stationen und 2.028 Patienten bei 7,1%. Dies und viele andere Daten durch Schimböck, Krüger et al (2025) Link

Maßnahmenbündel: in der Analyse von 18 Studien aus China mit moderat-hohem Risiko der Verzerrung und 2.717 Patient:innen erwiesen sich Maßnahmenbündel im Vergleich zur üblichen Versorgung als effektiv, um bei Intensivpatient:innen die Risiken für ein Delir um die Hälfte zu reduzieren, bzw. die Dauer eines Delirs um 1,6 Tage zu reduzieren. Fang et al (2025) Link

HELP: in 9 RCT mit gering-moderatem Risiko der Verzerrung und mit 2583 geriatrischen Patient:innen auf allgemeinen Stationen reduzierte das Hospital Elder Life Program HELP im Vergleich zur üblichen Versorgung die Häufigkeit und Dauer eines Delirs, nicht aber die Sturzrate. Meta-Analyse von Shen et al (2024) Link

Eltern: bei 224 Kindern auf einer pädiatrischen Intensivstation, von denen 44% delirant waren, war die Gegenwart der Eltern mit einem geringeren Auftreten von Delir am gleichen oder Folgetag assoziiert. Smith et al (2025) aus den USA Link

Re-orientierende Botschaften: das Vorspielen von prospektiv aufgenommenen Audiobotschaften der Familie führte im Vergleich zu unstrukturierten Botschaften im Vergleich zu nichts bei 213 Intensivpatient:innen zu weniger und kürzerem Delir; Vorsicht hohes Risiko der Verzerrung. Ma et al (2025) aus China Link

OUTCOME

Muskelkraft: Repetitive Muskelkraftmessungen bei 20 Patient:innen mit ICUAW nahm die Kraft des Quadrizepsmuskels über die Wiederholungen hinweg signifikant ab, während der Pimax stabil blieb; allerdings erholte sich der Quadrizeps, innerhalb einer einminütigen Pause, während die inspiratorischen Muskeln keine Veränderung zeigten (Kraft blieb stabil über 10 Wiederholungen). Für die klinische Praxis würde dies regelmäßige Pausen beim Krafttraining implizieren. Interessanter Ansatz aus Frankreich von Machefert et al. (2025) Link

Sepsis: Diese systematische Überprüfung mit 33 Studien, mehrheitlich aus Europa, ergab, dass Überlebende einer Sepsis eine niedrigere gesundheitsbezogene Lebensqualität (HRQoL) aufweisen als die Bevölkerungsnorm. De Silva et al. (2025) Link

PICS: Diese Beobachtungsstudie mit 104 Überlebenden (34 Männern und 76 Frauen) einer Intensivstation zeigte eine hohe Rate an ICUAW (80% mit 59% Frauen und 21% Männern) sowie ein außergewöhnlich geringes Maß an körperlicher Aktivität nach einem Monat, wiederum geringer für Frauen gegenüber Männern. Surve et al. aus Indien (2025) Link

CPAx & ICUAW: Das CPAx eignet sich ebenfalls zur Diagnose einer ICUAW, wobei ein Score von < 31 von 50 Punkten zum Zeitpunkt der Extubation am aussagekräftigsten war. Gegenüber des MRC-SS ist das CPAx reliabler und beinhaltet insbesondere Muskel- und Hustenkraft sowie die respiratorische Funktion. Allerdings können die Resultate aufgrund unterschiedlichen Gesundheitssystemen nicht eins-zu-eins auf den deutschsprachigen Raum übertragen werden. Wu et al. aus China (2025) Link

Südafrika: Trotz jungem Alter und relativ kurzer Beatmungsdauer und Aufenthalt auf der Intensivstation wiesen 29% eine ICUAW und 17% eine kombinierte periphere und respiratorische Muskelschwäche bei Entlassung von der Intensivstation auf. Chhiba et al. (2025) Link

Fixierung: führt eine Fixierung auf Intensivstation langfristig zu einem schlechteren psychologischen Outcome? Die Situation ist komplex, es ist schwer zu erfassen und wir wissen es noch nicht, sollten in Zukunft aber mehr forschen. Kommentar von Benbenishty et al (2025) Link

Demenz: die Prävalenz von Demenz liegt in der deutschen Bevölkerung über 40 Jahren bei 2,8%, mit zunehmendem Alter ist sie höher. Obwohl die Werte stabil sind, ist aufgrund der Verschiebung der Altersstufen mit einer Zunahme zu rechnen. Rommel et al. (2025) Link

Soziodemographische Faktoren: in einer systematischen Übersichtsarbeit wurden verschiedene Faktoren identifiziert, die einen signifikanten Einfluss auf das PICS haben: Bildung, Beschäftigungsstatus, Milieu, Einkommen, Ethnie, Heirat, Wohngegend, Versicherungsstatus, Kinder, nicht-englische Sprache (!), selbst als Arzt/Ärztin tätig sein, Religion. Li et al (2025) Link

Wohlstand & Mortalität: allgemein gibt es einen Zusammenhang zwischen höherem Wohlstand und geringerer Mortalität, in den USA ist dieser Zusammenhang sehr viel deutlicher als in Europa, d.h. dass dort die ärmere Bevölkerung von einer höheren Mortalität betroffen ist. Machado et al (2025) Link


GEMISCHTES

Sicherheit des Beatmungszugangs: eine Umfrage bei 518 Mitarbeitenden von Intensivstation zur Sicherheit von Beatmungszugängen und ungeplanten Extuabationen identifizierte viele unterschiedliche Praktiken, Sicherheitskonzepte, Annahmen und offene Fragen. Tanios et al (2025) Link

Ernährung: bei 1.331 Intensivpatient:innen mit einer Verweildauer >72h und vollständiger enteraler Ernährung hatten 19% eine Unterbrechung der Ernährung, meist aufgrund diagnostischer oder therapeutischer Interventionen. Die Unterbrechungen führten an diesen Tagen zu signifikant geringerer Kalorien- und Eiweißaufnahme. Zheng et al (2025) aus China Link

Blitzschlag: Klinische kardiale Manifestationen nach einem Blitzschlag können zu Asystolie, ventrikuläre und atriale Arrhythmien, Hypotonie, ventrikuläre Dysfunktion, Kardiomyopathie, kardiogenen Schock, dynamische ST- und T-Wellen-Veränderungen im EKG einschließlich STEMI-Muster, Perikarderguss, Herzbeuteltamponade und Aortenverletzungen führen. Übersichtsarbeit von Idowu et al (2025) Link

Erweiternde Rollen: Diese qualitative Studie aus der UK fand vier Kernelemente (Rollen, Führung (Teamwork, Edukation), Impakt (Forschung und Qualität), Status/Profil), nebst der persönlichen Charakteristika für Therapeut:innen in Advanced Practice Rollen. Die Rollen wurden falls existierend gut von dem leitenden medizinischen und pflegerischen Personal aufgenommen. Twose et al. (2025) Link

Physiotherapie-Schlüssel: Ein Konsensus-Artikel aus Australien und Neuseeland empfiehlt dass Intensivstationen mindestens einen 1:8 Schlüssel haben, zudem sollte eine „Senior-Physio-Rolle“ Vorhandensein, wobei diese Person mindestens 12-Monate Erfahrung und idealerweise eine spezifische Weiterbildung absolviert haben sollten und die Teammitglieder mit Weiterbildung und Training unterstützen. Thomas et al. (2025) Link

Physiotherapieforschung: an 8 von 21 Universitätskliniken forschen Physiotherapeut:innen, meist im Bereich Orthopädie und Unfallchirurgie, meist interdisziplinär. Die häufigste Barriere sind finanzielle Mittel. Umfrage von Ehlers et al (2025) aus Deutschland Link

Ultraschall und Training: Bislang gibt es nur wenig Forschung und Literatur zum Thema Training um das Gehirn mit Ultraschall zu untersuchten. Also bitte publiziert! Wong et al (2025) Link

Ultraschall und Pflege: In einer Umfrage der DIVI Sektion und anderen wurde nach dem Einsatz von Ultraschall in der Pflege gefragt. Pflegefachpersonen nutzen Ultraschall zur Punktion von Gefäßen, Blutentnahme, Bestimmung der Perfusion, Restharn, Herzecho und anderen. Es verbessert die Kommunikation und Arbeitsabläufe, hat aber auch Grenzen. Krüger et al (2025) Link

VR in der Pflegeausbildung: wird zunehmend zur Förderung der Kompetenzen, Fähigkeiten, Wissen, Haltung und Ethik genutzt, aber hierzu sind die Gesundheit der Teilnehmenden, Kosten, Integration in Curriculum und IT, Kompetenzen der Lehrenden und andere Faktoren zu berücksichtigen. Übersichtsarbeit von Odame-Amoabeng et al (2025) Link

Sepsis in Europa: in einer Umfrage in 1.023 Krankenhäusern in 69 Ländern, davon 82% in Europa, lag ein standardisiertes Sepsismanagement nur in 57% der Notaufnahmen und 71% der Intensivstationen vor. Es ist noch Luft nach oben. Scheer et al (2025) Link


LEITLINIEN / POSITIONSPAPIERE

End-of-life-Care in Skandinavien
: Konsensusverfahren mit 8 zentralen Themen zur Versorgung am Lebensende in skandinavischen Intensivstationen. Darfelt et al (2025) Link




Was wir nicht erwähnt haben: zugegeben, die Auswahl der hier berichteten Studien ist willkürlich und interessiert Euch hoffentlich. Dennoch gibt es in jedem Newsletter Studien, die wir bewusst nicht erwähnen, weil sie u.a. im Volltext in uns fremden Sprachen, in umstrittenen Fake-Science-Verlagen, mit fragwürdigen Methoden, Ergebnissen oder Schlussfolgerungen oder aus ähnlichen Gründen publiziert worden sind.
Aber auch wir lesen nicht alles: sollten wir eine erwähnenswerte Studie übersehen haben, so sind wir dankbar für einen Hinweis!


Bleibt in Bewegung und bleibt gesund
Im Namen der DIVI Sektion Intensivmedizinische Frührehabilitation grüßen
Sabrina Eggmann, Marine Ufelmann & Peter Nydahl


Marina Ufelmann, GKP, BScN, MScN, ANP und stellv. Sprecherin der DIVI Sektion Intensivmedizinische Frührehabilitation, Klinikum rechts der Isar in München, Deutschland

Dr. Sabrina Eggmann, Physiotherapeutin, MSc, Institut für Physiotherapie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Schweiz, bzw. Monash University Melbourne, Australien

PD. Dr. Peter Nydahl, GKP, BScN MScN, Pflegeforschung und -entwicklung, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Deutschland

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