ICU-Rehab

From A2F to F2A


Newsletter Dezember 2023

Wir hoffen, dass es Euch allen gut geht. Hier ist der Dezember-Newsletter mit neuem Wissen zur Frührehabilitation, Studienzusammenfassungen und den Newsticker mit Frühreha, Delir, Outcome und Sonstigem zusammengefasst.
 
Wir wünschen viel Spaß beim Lesen des Newsletters!
Sabrina & Peter
 

 
STUDIEN
 
Physiotherapie in Japan, Thailand und den Philippinen
Physiotherapie (PT) ist für schwerkranke Patient:innen von Vorteil, aber das Ausmaß ihrer Anwendung auf der Intensivstation (ICU) ist von Land zu Land unterschiedlich. Viloria et al (2023) haben wir Ausmaß der PT-Intervention auf Intensivstationen in Japan, den Philippinen und Taiwan verglichen. Im Ergebnis konnten die Antworten von 164 Physiotherapeut:innen verglichen werden. Signifikante Unterschiede zwischen den Ländern wurden bei allen soziodemographischen Variablen und den folgenden, auf die Intensivstation bezogenen Profilen von Physiotherapeut:innen festgestellt: Berufserfahrung auf der Intensivstation, Dauer der Tätigkeit auf der Intensivstation, Anzahl der täglich auf der Intensivstation verbrachten Stunden, Bereitschaftsdienst auf der Intensivstation, Quelle der Überweisung von Patient:innen, Therapeut:innen-Patient:innen-Verhältnis und Teilnahme an PT-Fortbildungen auf der Intensivstation (p < 0,05). Zu den Standardtechniken der Physiotherapeut:innen gehörten passive und aktiv-unterstützte Bewegungsübungen, Lagerungsübungen und Atemübungen, die jedoch in signifikant unterschiedlicher Häufigkeit zwischen den Ländern eingesetzt wurden (p < 0,05). Die häufigste Herausforderung bei der Erbringung von PT-Leistungen auf der Intensivstation war für die Befragten aus allen drei Ländern die fehlende Ausbildung vor dem Einsatz auf der Intensivstation, und die fehlende Ausbildung war in Japan eine noch größere Herausforderung als in den anderen beiden Ländern, wenn man das Alter, den höchsten Bildungsabschluss und die Berufserfahrung berücksichtigt. Solche Unterschiede zwischen verschiedenen Ländern sind nicht ungewöhnlich. Wir bereiten zurzeit unter der Leitung von A. Lewko (UK) mit Unterstützung der ESICM einen europaweiten Survey zu den Kompetenzen und Tätigkeiten von Physiotherapeut:innen vor, der wahrscheinlich im Januar/Februar versendet werden wird, und ja, auch in Deutsch! Stay tuned!
Viloria MAD, Lee SD, Takahashi T, Cheng YJ.
Physical therapy in the intensive care unit: A cross-sectional study of three Asian countries. PLoS One. 2023 Nov 9;18(11):e0289876
 
Wie erleben Patient:innen Frühmobilisierung?
Mitunter fragen wir uns, wie Patient:innen die Mobilisierung erleben: ist sie zu anstrengend? Ist sie motivierend? Erleben Patient:innen ganz anders? Um mehr dazu in Erfahrung zu bringen, haben Zhang et al (2024) aus China eine systematische Literaturrecherche in 9 Datenbanken und anschließende Meta-Synthese qualitativer Studien zum Thema durchgeführt. Im Ergebnis konnten die Autor:innen 8 Studien einschließen. Es wurden 8 zentrale Themen identifiziert: Bedürfnisse der Selbstbestimmung, nach Beziehungen, nach Kompetenz und Selbstkontrolle, wahrgenommene Vorteile der körperlichen Funktion, gesteigertes Selbstvertrauen, negative Emotionen, unangenehme Erfahrungen und Leiden sowie negative Einstellungen. Es wurden außerdem im Zusammenhang mit den Wahrnehmungen der Patient:innen zur Frühmobilisation 3 Zusammenhänge identifiziert, darunter Bedürfnisse der Patient:innen sowie förderliche Faktoren und Hindernisse, die das Handeln der Patienten bei der Frühmobilisation beeinflussen. Die Autor:innen schlussfolgern, dass die Anerkennung und Entwicklung von Strategien zur Erfüllung der Bedürfnisse entscheidend sind, um das Handeln der Patient:innen bei der Frühmobilisation zu verbessern. Daher kann das Verständnis der Beziehung zwischen Bedürfnisunterstützung und dem Handeln der Patient:innen bei der Frühmobilisation dazu beitragen, bessere Unterstützungsdienste während der Mobilisation zu bieten.
Zhang H, Sheng Y, Yu C, Cheng Q.
Understanding the needs and perceptions of early mobilization for critically ill patients: A systematic review of qualitative studies. Intensive Crit Care Nurs. 2023 Nov 28;81:103584
 
 
 
NEWSTICKER
Interessante Studien, für Dich kurz zusammengefasst…
 
REHABILITATION
 
Muskelentzündung: Muskelbiopsien aus zwei RCTs fanden eine intramuskuläre Entzündung und veränderte metabolische Prozesse während der ersten Woche einer kritischen Erkrankung, welche möglicherweise die Effektivität von Krafttraining via funktionelle elektrische Stimulation verhindern. Jameson et al. (2023). Link
 
Immobilisation: Diese physiologische Studie mit 15 gesunden Männern fand, dass die Immobilisation eines Beines während 15 Tagen zu weniger Muskelmasse aber auch zu einer Beeinträchtigung des neuronalen Inputs führte, was die häufig unverhältnismäßige Verringerung der Kraft im Verhältnis zur Muskelgröße erklären könnte. Inns et al. (2022). Link
 
Mobilisierungs-Leitlinie: eine Zusammenfassung der deutschen Leitlinie zur Positionierung und Frühmobilisierung ist in Pflegen Intensiv erschienen. Kany et al (2023) Link
 
SOMS: in einem Qualitätsverbesserungsprojekt mit 106 Intensivpatient:innen mit prolongiertem Weaning führte die Implementierung des SOMS-Algorithmus zu einem verbesserten Mobilisierungsniveau, weniger Infektionen und mehr Überleben. Studie von Bickenbach (2023) aus Aachen Link
 
Mobilisationsdauer: Je länger (>40min) ist zwar nicht immer besser, scheint bei der Frühmobilisation jedoch mit einem besseren funktionellen Outcome assoziiert, allerdings wird dieser Effekt durch einen höheren Level ‚Gehen‘ wieder zunichte gemacht. Beobachtungsstudie aus Deutschland von Lorenz et al. (2023). Link
 
Langlieger: bei Patient:innen mit einer Verweildauer ≥7 Tagen können andere Pflegeschwerpunkte wichtig sein: Kommunikation mit Patient:innen-Familien-Team, Kontinuität in der Betreuung, personalisierte, an Patientinnen angepasste Umgebung und Routinen und erweiterte Besuchszeiten. Fokusgruppeninterview von Allum et al (2024) aus dem Vereinigten Königreich Link
 
Erleben der Frühmobilisierung: in einer neueren Studie wurde das Erleben der Frühmobilisierung untersucht. Zentrale Themen waren: Sicherheit und physiologische Aspekte, Patientenbeteiligung und -engagement, Erfahrung und Wissen des Teams, Teamarbeit, Equipment und Umgebung sowie Risiken und Nutzen der Rehabilitation. Woodbridge et al (2023) aus dem Vereinigten Königreich Link
 
COVID-19: Während des Peaks der ersten COVID-19 Welle wurden weltweit (280 ICUs, 45 Länder, 4190 Patient:innen) gerade einmal 27% mobilisiert und zwar die meisten passiv (IMS=1). Insbesondere eine Beatmung verzögerte eine (passive) Mobilisierung. Kloss et al. (2023). Link
 
VR bei Mobi: Virtuelle Realität soll bei Patient:innen mit Herzversagen eingesetzt werden, um Atemnot zu lindern. Studienprotokoll für RCT von Borges Fraga (2023) Link
 
Kinderbesuche praktisch umsetzen: anhand 4 ganz unterschiedlicher Fallbeispiele wird gezeigt, wie Besuche von Kindern auf Intensivstation vorbereitet, durchgeführt und evaluiert werden können, selbst in palliativen Situationen. Und manchmal wollen die Kids auch nicht. Brauchle et al (2023) Link  
 
Umsetzung ABCD in der Pädiatrie: von 33 befragten pädiatrischen Intensivstationen in den USA haben nur weniger als die Hälfte Protokolle für Sedierung, Entzug, Delir, und Schmerzen. Valentin et al (2023) Link
 
Besuchsrestriktionen: in einer Umfrage mit 368 Mitarbeitenden von 17 pädiatrischen Intensivstationen in Kanada gab die Mehrheit (57%) an, mit Besuchsrestriktionen schlechte Erfahrungen gemacht zu haben, mindestens 2 Elternteile sollten erlaubt sein. Umfrage von Foster et al (2023) Link
 
Besuchsrestriktionen II: In Interviews mit Familien und Mitarbeitenden bzgl. Besuchsrestriktionen bei sterbenden Patient:innen auf Intensivstationen wurde geschlussfolgert, dass Besucherrechte und Besucherregelungen am Lebensende einen stärkeren Schutz während einer Pandemie erfordern. Transparente, kohärente, öffentlich zugängliche, evidenzbasierte Leitlinien sind dringend erforderlich, um Menschen in zukünftigen Pandemien zu schützen. Collier et al (2023) aus Neuseeland Link
 
Familien: in einer internationalen Umfrage mit 211 führenden Mitarbeitenden aus Krankenhäusern wurden als häufigste Barrieren gegen die Integration von Familien in die Versorgung vor allem Mangel an Kommunikation, wenig Unterstützung durch die Leitung, und fehlendes Engagement der Mitarbeitenden genannt. Hamilton et al 2020 Link
 
Familien II: Was ist Familienzentrierte Versorgung, welche Empfehlungen gibt es für Erwachsene und pädiatrische Intensivstationen, wie kann das Konzept trotz Barrieren in die Praxis umgesetzt werden? Übersichtsartikel von Lobo-Valbuena et al (2023) Link
 
Familie III: die Implementierung von familienzentrierter Versorgung ist komplex und kann von der Kultur, Führung, Lernbereitschaft und anderen Faktoren abhängig sein. Fokusgruppeninterviews von Verweij et al (2023) aus der Schweiz Link
 
Tagebücher: haben eine wichtige Bedeutung im Trauerprozess von Familienangehörigen. Interviewstudie von Bazzano et al (2023) aus Italien Link  
 
Tagebücher II: helfen überlebenden Patient:innen nach dem Intensivaufenthalt, ihre Erfahrungen und Träume zu verstehen und mit der veränderten körperlichen und kognitiven Situation besser umzugehen. Interviewstudie von Calzari et al (2023) aus der Schweiz Link
 
Hörbücher: bei 56 Intensivpatient:innen, die in der ersten Nacht aufgrund von Lärm, Licht, fremder Umgebung, Sorgen und Interventionen nur schlecht schlafen konnten, verbesserte sich die Schlafqualität nach dem Hören eines Hörbuchs in der zweiten Nacht, auch im Vergleich zur Kontrollgruppe. Es gab nur ein Hörbuch (Das Glück, von Maupassant). Quasi-experimentelle Studie von Mermer et al (2024) aus der Türkei Link
 
Tiergestützte Therapie: in einer pädiatrischen Intensivstation wurde die Machbarkeit von tiergestützter Therapie mit 2 Hunden in 74 Therapiesitzungen bei 61 Kindern untersucht. Es gab keine unerwünschten Ereignisse, die Therapien wurden als sehr positiv bewerten, Schmerz, Angst und Furcht nahmen im Vergleich zu vor der Therapie signifikant ab. Lopez-Fernandez et al (2023) aus Spanien Link
 
 
DELIR
 
Delir & Prävalenz: Auf 44 australischen und neuseeländischen Intensivstationen mit 627 Patient:innen, wurden 54 % der Patient:innen während einer Prävalenzstudie im Jahr 2019 mindestens einmal als Delir-positiv eingestuft. Ankravs et al. (2020) Link
 
Delir & Familienfotos: bei 20 neurochirurgischen Intensivpatient:innen hatte das Anbringen von Familienfotos auf dem Bettgitter im Vergleich zur üblichen Versorgung keinen Einfluss auf die Agitation oder das Delirium in der ersten Nacht, was durch Aktigraphie beurteilt wurde. RCT von Givens et al (2023) aus den USA Link
 
Delir & Erleben: Interviews mit deliranten, kardiochirurgischen 12 Patient:innen führten zu vier zentralen Themen: intensive Empfindungen wahrnehmen, Gründe finden, Interaktion erleben und sich selbst wahrnehmen. Falk et al (2023) aus Schweden Link
 
CAM-ICU: In einem Cochrane-Review mit 25 Studien und 2.817 Patient:Innen hatte die CAM-ICU eine gepoolte Sensitivität von 0,78 (95%-KI 0,72 bis 0,83) und eine gepoolte Spezifität von 0,95 (95%-KI 0,92 bis 0,97), mit leicht unterschiedlichen Ergebnissen für die Subgruppenanalyse. Miranda et al (2023) Link
 
Delir-Assessments: im Vergleich von ICDSC, CAM-ICU und CAM-ICU-7 stuften 127 Intensivpflegefachpersonen die CAM-ICU als zwar schnellste und einfachste Skala ein, die CAM-ICU-7 ist aber genauer. Nielsen et al (2023) aus Dänemark Link
 
Delir & Rezidiv: Von 8.591 deliranten Intensivpatient:innen hatten 12,4% rezidivierende Episoden von Delirien, definiert als positive Beurteilung nach 48 Stunden ohne Delir nach der ersten Episode. Es gab verschiedene Risikofaktoren. Retrospektive Analyse von Boncyk et al. (2023) aus den USA Link
 
Delir stoppen mit A2F: “Ich wurde von einer Regierungsbehörde gefangen genommen und gefoltert, um den Aufenthaltsort meiner Familie herauszufinden. Ich wurde mit Waterboarding behandelt (wahrscheinlich aufgrund meines ARDS (…), mir wurde die Kehle aufgeschnitten und ich musste ausbluten, bevor ich genäht wurde (Legen eines [zentralen Venenkatheters]).” (Hudson, ehem. Pat.). Mit dem A2F Konzept können solche Erfahrungen eher vermieden werden. Statement von Dayton et al (2023) Link
 
Delir & Entlassung: in einer mixed method Studie wurde ein 8-Punkteprogramm entwickelt, das bei der Verlegung / Entlassung von Patient:innen mit Delir empfohlen wird, u.a. Informationen, Training, Checklisten u.a.. Denninger et al (2023) aus Deutschland Link und hier ein Protokoll von Leinert et al (2023) Link
 
 
OUTCOME
 
CPAx: ein systematisches Review fand das CPAx geeignet als umfangreiches und genaues Messinstrument für kritisch kranke Personen. Tjale et al (2023). Link
 
Gütekriterien: ein systematisches Review mit Meta-Analyse fand, dass der SF-36, Sit-to-Stand Test (5x oder 30s), 6min Gehtest und Barthel Index die stärksten klinischen Eigenschaften und Evidenzstärke von den untersuchten Instrumenten (SPPB, Katz, IADL, Handkraft) hatten. Davies et al. (2023). Link
 
PICS: Längsschnittstudie aus Chile während der COVID-19 Pandemie fand mindestens ein PICS Symptom (mental, körperlich, kognitiv) bei Patient:innen (n=252) nach Entlassung aus der Intensivstation (92%), nach 3 Monaten (68%) und nach 6 Monaten (57%). Weder Bettenbelegung noch eine Infektion mit COVID-19 hatte auf funktionelle Outcomes einen Einfluss. Castro-Avila et al. (2023). Link
 
PICS II: in einer kombinierten systematischen Literatursuche und anschließendem Delphi-Verfahren wurden aus 754 Studien insgesamt 107 Assessmentinstrumenten zu PICS identifiziert, von denen schließlich 20 Assessments empfohlen werden konnten. Nakanishi et al (2023) Link
 
ICUAW & Ernährung: Ein hoher mNUTRIC score (>4, hohes Ernährungsrisiko) war bei kritisch kranken Personen (n=72) mit einem höheren Verlust an Muskelmasse (Cross-Sectional-Areas) assoziiert. Nickels et al. aus Australien (2023). Link
 
Ernährung: In der Analyse von 47 Studien zur Ernährung und Metabolismus mit 12.308 Patient:innen konnten zur Beurteilung der Effektivität verschiedene Assessments identifiziert werden, u.a. SF-36, Barthel und andere. Davies et al (2023) Link
 
Oxy-PICU: in einer multizentrischen, randomiserten Studie mit 1.872 Kindern, die als Notfälle beatmet werden mussten, erwies sich eine konservative O2-Gabe (sO2-Ziel 88-92%) im Vergleich zu einer liberalen O2-Gabe (sO2-Ziel > 94%) als leicht vorteilhaft bzgl. dem Outcome „Tage mit Organunterstützung oder Tod“. Peters et al (2023) aus dem Vereinigten Königreich Link
 
Fieber: wenn Patient:innen neu auftretendes Fieber haben (≥38.3 C), werden zuverlässige Messungen mit Kathetern empfohlen, Laborbestimmungen mit schnell verfügbaren Ergebnissen sowie körperliche Untersuchungen mit Sonographie zur Unterstützung, alles bei schwacher Evidenz. Statement der SCCM von O’Grady et al (2023) Link
 
 
GEMISCHTES
 
Pädiatrisches Atemwegsmanagement: die European Society of Anaesthesiology and Intensive Care und andere haben neue Empfehlungen zum Atemwegsmanagement in der Neonatologie und Pädiatrie herausgegeben, inklusive Intubation, Extubation, CPAP und anderen Aspekten. Disma et al (2024) Link
 
Pädiatrische Symptome am Lebensende: In einer Übersichtsarbeit mit 81 Studie zu Symptomen und Sorgen von Kindern und jungen Erwachsenen mit lebenslimitierenden Erkrankungen wurde deutlich, dass die zentralen Symptome und Sorgen vor allem körperlich (zB Übelkeit), psychologisch (zB Ängste), psychosozial (zB Beziehungen), aber auch existentiell (zB Verluste) sind. Namisango et al (2019) Link
 
Gewalt gegen Mitarbeitende: Auf 44 australischen und neuseeländischen Intensivstationen mit 627 Patient:innen zeigten 4 % (25/627) mindestens eine Episode von gewalttätigem Verhalten in den letzten 24 Stunden gegenüber Mitarbeitende; davon 60% verbale, 76% physische und 36% gemischte Gewalt, ohne signifikante Unterschiede zwischen Geschlecht oder Alter der Patient:innen. Prävalenzstudie von Slack et al (2022) Link
 
Klimawandel: Der Lancet-Countdown 2023 über Gesundheit und Klimawandel weist auf die Notwendigkeit einer gesundheitsorientierten Reaktion in einer Welt hin, die mit irreversiblen Schäden konfrontiert ist. Statement von Romanello et al (2023) Link
 
Primary Nursing auf der Intensivstation: International ist das Pflegesystem Primary Nursing (PN) seit Ende der 1960er Jahre bekannt und wird auch auf ITS umgesetzt. In Deutschland gibt es hierzu vor allem in der Allgemeinpflege sowie ambulanten und stationären Langzeitsetting Berichte und Forschungsprojekte. Krüger et al. entwickelten für eine kardio- und thoraxchirurgische Intensivstation PN (Prozessverantwortliche Pflege, PP), auf der zuvor Bereichspflege/Zimmerpflege umgesetzt wurde. Zu drei Messzeitpunkten wurden quantitativ das Instrument zur Erfassung von Pflegesystemen (IzEP©) und qualitativ ein Fokusgruppeninterview sowie eine Stationsablaufanalyse eingesetzt. Im Ergebnis übernehmen PP v.a. die Gestaltung und Steuerung des Pflegeprozesses. Die IzEP©-Analyse zeigte eine Bereichspflege, die im Verlauf hin zu PN/PP gesteigert werden konnte, qualitative Daten zeigten weiteres Optimierungspotential auf. (Danke für den tollen Gastbeitrag vom Erstautor Lars Krüger): Mixed Method Evaluation von Krüger et al (2023) aus Deutschland Link
 
Implementierung: bei der Implementierung kann es Anfänger:innen und Expert:innen geben, die unterschiedliche Strategien bevorzugen; ein gemeinsamer Ansatz verspricht die größten Lerneffekte. Harvey et al (2023) aus Australien Link
 
APN in Deutschland: in einer Umfrage mit 84 Pflegefachpersonen zur Rolle von Advanced Practice Nurse (APN) im Intensivbereich wurde deutlich, dass sich das Profil, die Qualifikationen (≥ Master) und auch Tätigkeiten langsam den internationalen Standards annähern, aber noch mehr Unterstützung seitens der Politik notwendig ist. Survey von von der Lühe et al (2023) Link
 
Nocebo: die negativen Nebenwirkungen unserer Kommunikation. Was tut mehr weh: „Ich steche jetzt mit einer langen, spitzen Kanüle in die Haut, das kann echt schmerzhaft sein“ oder „Ich injiziere jetzt ein Betäubungsmittel, damit Sie sich entspannen können?“; oder wann haben Familien mehr Vertrauen: „wir beenden jetzt bestimmte Therapiemaßnahmen und eskalieren nicht mehr weiter“ oder „wir legen den Schwerpunkt nun auf Wohlgefühl und Begleitung“? Gutes Review mit Evidenz von Huynh et al (2023) Link
 
Checklisten: in einer Übersichtsarbeit zu Checklisten im Intensivbereich konnten 167 Listen identifiziert werden, die meisten zu Übergabe, Delir, Verlegung und Transporte, Infektionsprävention, Atemwegsmanagement und anderen; viele davon wurden auch evaluiert, oft, aber nicht immer mit nachweisbaren Verbesserungen. Erikson et al (2023) Link
 
Fehlende Daten: in ca 50% der Studien aus dem Intensivbereich in 2022 wurden fehlende Daten erwähnt, nur ein Drittel der Autor:innen berichtete das tatsächliche Ausmaß und lediglich ein Viertel nutzte Methoden zum Management. Wu et al. (2023) Link
 
 
 
Bleibt in Bewegung und bleibt gesund
Im Namen des Netzwerks Frühmobilisierung grüßen
Sabrina Eggmann & Peter Nydahl
 
 
Dr. Sabrina Eggmann, Physiotherapeutin, MSc, Institut für Physiotherapie, Inselspital, Universitätsspital Bern, Schweiz
 
PD. Dr. Peter Nydahl, GKP, BScN MScN, Pflegeforschung und -entwicklung, Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Kiel, Deutschland
 

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